Als Nutzer von KI-Systemen wie ChatGPT wissen Sie: Der Prompt, also die formulierte Eingabe-Anweisung, ist entscheidend dafür, ob die KI verwertbare Ergebnisse liefert. Doch wie gestaltet man diesen optimal? Diese Frage beantworten wir im Folgenden.
Prompt Engineering
Prompt Engineering ist nicht nur eine Fähigkeit, sondern eine Kunst. Für Einsteiger kann es jedoch herausfordernd sein, gute Prompts zu designen. Wie also beginnen? In diesem Artikel möchte ich Ihnen eine strukturierte Herangehensweise vorstellen, mit der auch Einsteiger gute Prompts designen können.
Das Problem der komplexen Prompt Frameworks
In der Welt des Prompt Engineering gibt es eine Vielzahl von Frameworks wie RTF, RODES, RISEN etc. Jedes dieser Frameworks bietet ein eigenes Schema für den Aufbau effektiver Prompts. RTF steht für 'Role, Task, Format', wobei die Rolle der KI, ihre Aufgabe und das Ausgabeformat definiert werden. RODES, ein Akronym für 'Role, Objective, Details, Examples, Sense check', fügt emotionale und umfangreiche Details hinzu, um die Ausgabe zu verfeinern. RISEN, 'Role, Instructions, Steps, End Goal, Narrowing', kombiniert und erweitert diese Elemente.
Daneben existieren Konzepte wie Chain of Thought (durch mehrere nachfolgenden Fragen können komplexe Probleme mit Hilfe der KI gelöst werden), Chain of Density (durch Wiederholung und Änderung der Informationsdichte werden bessere Ergebnisse erzielt - diese Methode wird hauptsächlich bei Zusammenfassungen von Fachartikeln verwendet) und weitere.
Das Problem: Die Fülle an Frameworks und Ansätzen macht es für Einsteiger schwer, den Überblick zu behalten.
Die Lösung: der strukturierte Prompt
Dieser Ansatz basiert auf der Forschung und Veröffentlichungen von Ethon Mollick - sein Blog ist unbedingt empfehlenswert.
Konzentrieren Sie sich stattdessen bei der Gestaltung Ihres Prompts immer auf folgende Kernpunkte:
Konkrete Zielsetzung
Rolle, die die KI übernehmen soll
Relevanter Kontext und Hintergrundinfos
Ggf. Schritt für Schritt Anleitung
Gewünschtes Output-Format
Einschränkungen bezüglich Stils etc.
Zielgruppe
Umfang der Ausgabe
Beispiele
Ziel
Definieren Sie immer eine klare Zielsetzung Sagen Sie der KI genau, was Sie erreichen möchten. Ein gutes Prompt-Ziel könnte sein: "Erstelle eine Gebrauchsanweisung für die Einrichtung eines neuen Laptops, die auch für technische Laien verständlich ist."
Rolle
Weisen Sie der KI eine passende Rolle zu Beispiel: "Du bist ein Technikexperte, der Anleitungen für eine breite Zielgruppe verfasst.". Mit der Rollenzuweisung geben Sie der KI nicht nur einen konkreten Charakter. Das Öffnet Ihnen auch kreative Möglichkeiten:
Sie können historische Persönlichkeiten auferstehen lassen, fiktive Figuren erfinden oder sich Experten-Wissen von lebenden Personen aneignen. Probieren Sie beispielsweise Rollen wie "berühmter Physiker", "erfahrener Schachgroßmeister" oder "Sommelier einer Sterneküche". In einem separaten Artikel werde ich konkrete Beispiele und Best Practices für die Rollenauswahl vorstellen.
Kontext
Geben Sie relevanten Kontext und Hintergrundinfos Fügen Sie Details ein, die für das Verständnis und die korrekte Bearbeitung wichtig sind. Zum Beispiel: "Die Leser haben unterschiedliche Windows- und Mac-Laptops mit verschiedenen Office-Programmen."
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Formulieren Sie bei Bedarf eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und zerlegen Sie komplexe Aufträge in einzelne Handlungsschritte, z.B.: "Erkläre zuerst, wie man einen neuen Laptop aus der Verpackung nimmt und ans Stromnetz anschließt. Gehe dann auf..."
Output-Format
Definieren Sie das gewünschte Format der Ausgabe: soll es ein Essay, eine Tabelle, ein Bulletin sein? Konkretisieren Sie hier Ihre Formatvorstellungen. Die heutigen KIs können auch strukturierte Daten wie JSON, Markdown Files oder Programmcode erstellen.
Einschränkungen
Legen Sie gewisse Einschränkungen bezogen auf Stil, Tonalität etc. fest
Beispiel: "Verwende eine einfache, freundliche Sprache ohne Fachbegriffe. Der Text sollte motivierend und leicht verständlich sein."
Zielgruppe
Beschreiben Sie die Zielgruppe und sagen Sie der KI, für wen der Output gedacht ist. Passen Sie Inhalt und Sprache entsprechend an.
Umfang
Geben Sie eine ungefähre Länge oder einen Seitenumfang an. Sagen Sie der KI, wie lang oder kurz Sie sich die Ausgabe vorstellen. Zum Beispiel: "Etwa 2-3 Absätze mit jeweils 3-5 Sätzen."
Beispiele
Falls Sie der KI eigene Beispiele mitgeben können, wird es die Ausgabe deutlich verbessern. Sie könnten also schreiben: “Orientiere dich dabei an folgendem Beispiel: …”.
Sie müssen nicht immer alle Parameter angeben
Es reicht, wenn sie 3-5 von den aufgezeigten Parametern verwenden. Das wird die Qualität der KI-Ausgabe deutlich verbessern und Sie schneller ans Ziel bringen.
Testen Sie die KI mit Alltagsfragen
Anstatt abstrakte Übungen durchzuführen, integrieren Sie KI einfach direkt in Ihren Arbeitsalltag. Stellen Sie der KI konkrete Fragen, die Sie beschäftigen. Analysieren Sie, welche Prompt-Struktur zu brauchbaren Ergebnissen führt. Sie werden merken: Meist reichen schon wenige klare Vorgaben.
Tools für fortgeschrittene Anwender
Möchten Sie tiefer in die Materie einsteigen, empfehle ich meinen "Prompt Master" für ChatGPT Plus Nutzer, der effiziente Prompts per Klick generiert.
Fazit
Mit der richtigen Herangehensweise müssen Sie kein Prompt Engineering Experte sein, um der KI gute Anweisungen zu geben. Testen Sie es einfach aus!
Prompt Well And Prosper!
Martin Blaha