Trotz fehlender Infrastruktur, die mit den Giganten aus den USA und China mithalten kann, muss Europa sich nicht im Schatten verstecken. Vielleicht ist genau das unsere Stärke.
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LLMs sind die Basis heutiger KI-Anwendungen
In Anbetracht der zunehmenden Bedeutung von Large Language Models (LLMs) und Foundation Models in der globalen Wirtschaft und Technologielandschaft, präsentiert sich Europa als Anbieter eben solcher in einem schlechten Licht. Das sieht man am besten an der Zusammensetzung der Käufer von Nvidia’s H100 Grafikkarten: Europäer werden Sie hier nicht finden. Das Feld dominieren Firmen aus den USA und China. Diese Grafikkarten (GPUs) werden aber zum Trainieren von LLMs dringend gebraucht. Bei diesem Schritt handelt es sich um eine gewaltige rechnerische Aufgabe, die diese KI-Bolide von Nvidia (Stückpreis ~USD 30.000) aktuell am besten machen. Alle LLM Hersteller kaufen sie deshalb - um so mehr, desto besser sind ihre LLMs, so die Hoffnung zumindest. Meta ist es 2024 etwa USD 10 Mrd. Investition wert. Auch, weil Meta damit der AGI (Artificial General Intelligence) näher kommen will.
Was hat Europa in Sachen LLMs zu bieten?
Ja, wir haben auch LLMs. Aber eben nur einige wenige. Mistral (FR) und Aleph Alpha (DE) stechen hier zwar hervor und insbesondere Mistral hatte beindruckende Versionen ihrer KI-Modelle 2023 geliefert. Mistral’s Open Source LLMs belegen in den Benchmarks vordere Plätze.
War’s das auch schon?
Nein. Es ist wichtig zu betonen, dass europäische Forschungseinrichtungen und Universitäten ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von LLMs leisten. Sie arbeiten an innovativen Ansätzen und Technologien, um die Herausforderungen in Bezug auf Ressourcen und Skalierung zu überwinden:
Die finnische Universität TurkuNLP nutzt den LUMI-Supercomputer, um KI-Workloads auf die nächste Skalierungsstufe zu bringen. Sie ist Teil des von der EU finanzierten Projekts High Performance Language Technologies, das darauf abzielt, Grundmodelle für mindestens alle offiziellen EU-Sprachen zu erstellen
Das finnische Unternehmen Silo AI arbeitet an der Entwicklung des größten Open-Source-Sprachmodells der Welt, das alle europäischen Sprachen und Codes abdecken soll. Sie kooperieren dabei mit der Universität Turku.
Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) arbeitet im Projekt OpenGPTX “gemeinsam mit Partnern an mehrsprachigen großen KI-Sprachmodellen, die künftig europäischen Unternehmen Open Source zur Verfügung stehen sollen”.
Das sind gute, hoffnungsvolle Entwicklungen. Aber den Markt dominieren aktuell mit ihren proprietären LLM Modellen die USA und China. Und daran wird sich schnell wahrscheinlich nichts ändern.
Wir sollten Unabhängigkeit anstreben
Aus diesem Grund stehen europäische Firmen vor der Herausforderung, eine Strategie zu entwickeln, die es ihnen ermöglicht, wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne vollständig auf die führenden Modelle aus den USA und China in Sachen LLMs angewiesen zu sein.
Das erfordern aus meiner Sicht auch die sich ändernden, politischen Rahmenbedingungen. So hat President Biden kürzlich angewiesen, dass große Cloud-Anbieter Bescheid geben müssen, wenn eine ausländische Firma ihre Ressourcen dazu nutzt, große LLMs zu trainieren. Ein Schelm, wer böses denkt!
Was können wir konkret machen?
Hier sind einige strategische Ansätze, die europäische Unternehmen in Betracht ziehen könnten:
1. Spezialisierung und Nischenfokus
Europäische Firmen könnten sich darauf konzentrieren, LLMs für spezifische Nischen oder Branchen zu entwickeln, in denen sie bereits stark sind oder einen strategischen Vorteil haben. Durch die Spezialisierung auf bestimmte Anwendungsgebiete oder Industrien könnten sie maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die auf den Bedürfnissen lokaler Märkte basieren und möglicherweise effektiver sind als allgemeinere Modelle.
2. Kooperationen und Konsortien
Durch die Bildung von Konsortien oder Partnerschaften zwischen Unternehmen, akademischen Einrichtungen und Regierungen könnte Europa seine Ressourcen bündeln, um die Entwicklung und das Training von leistungsfähigen LLMs zu beschleunigen. Diese Zusammenarbeit könnte auch den Austausch von Daten, Wissen und Best Practices fördern, was für das Training effektiver Modelle entscheidend ist.
3. Datenschutz und ethische KI
Europa könnte seine strenge Datenschutzgesetzgebung als Wettbewerbsvorteil nutzen, indem es LLMs entwickelt, die speziell darauf ausgelegt sind, Datenschutz und ethische Standards zu erfüllen. Dies könnte europäischen Lösungen in Märkten, in denen Datenschutz ein wachsendes Anliegen ist, einen Vorteil verschaffen.
4. Investition in Forschung und Entwicklung
Die europäische Union und nationale Regierungen könnten Investitionen in Forschung und Entwicklung von KI und LLMs erhöhen. Dies könnte durch direkte Finanzierung von Forschungsprojekten, Steuervergünstigungen für KI-Startups oder die Schaffung von Innovationsclustern geschehen.
5. Open-Source und Community-Building
Europa könnte die Entwicklung von Open-Source-LLMs fördern, was nicht nur die Abhängigkeit von proprietären Modellen verringern, sondern auch eine lebendige Community von Entwicklern und Unternehmen schaffen würde, die gemeinsam an der Verbesserung und Anpassung dieser Modelle arbeiten. Open-Source-Modelle könnten auch die Transparenz und das Vertrauen in KI-Systeme erhöhen.
6. Anpassung und Feinabstimmung
Statt eigene Modelle von Grund auf zu entwickeln, könnten europäische Unternehmen vorhandene Open-Source-Modelle nutzen und diese für ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen und feinabstimmen. Dieser Ansatz könnte eine kosteneffiziente Strategie darstellen, um schnell hochwertige, angepasste KI-Lösungen auf den Markt zu bringen.
7. Förderung von Talenten und Fähigkeiten
Die Investition in Bildung und Ausbildung im Bereich KI und maschinelles Lernen ist entscheidend, um ein Ökosystem von Fachkräften zu schaffen, die in der Lage sind, an der Spitze der KI-Entwicklung und -Anwendung zu arbeiten.
Europa hat in Sachen KI eine Chance
Die Kombination dieser Ansätze kann Europa helfen, sich von der Abhängigkeit von externen LLMs zu lösen und eine führende Rolle in der KI-Entwicklung einzunehmen, basierend auf unseren Stärken in Datenschutz, Ethik und Branchenkenntnis. Es ist ein ambitioniertes Unterfangen, das Vision, Investition und Zusammenarbeit erfordert, aber die Möglichkeiten sind grenzenlos. Packen wir es an!
Was denken Sie? Ich freue mich über Ihre Kommentare und Anmerkungen.
Prompt Well And Prosper!
Ihr
Martin Blaha
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Europa ist in Sachen Technologie immer ein wenig hinter den USA und China zurück.