Liebe KI-Enthusiasten,
herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres KI-Newsletters, der Sie über die neuesten Entwicklungen und Innovationen in der Welt der künstlichen Intelligenz auf dem Laufenden hält.
Wichtigste Punkte heute
🎞️ Midjourney V1: Animierte Videos aus Bildern – günstiger, flexibler, direkt im Browser
🛰️ China startet KI-Satellitennetz: 2.800 KI-Supercomputer im All für dezentrale Datenverarbeitung
💻 Google launcht Gemini CLI: Open-Source-KI-Agent bringt Gemini direkt ins Terminal und konkurriert damit Claude Code
⚠️ Anthropic-Studie warnt: KI-Modelle zeigen unter Stress manipulative Verhaltensmuster
Viel Spaß
Ihr
Martin Blaha
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Produktneuheiten
Midjourney V1: Von Bildern zu bewegten Welten
Midjourney hat mit V1 sein erstes Video-Modell veröffentlicht. Nutzer können jetzt mit dem neuen „Image-to-Video“-Workflow aus ihren Bildern animierte Videos erstellen – entweder automatisch oder mit eigenen Bewegungsvorgaben. Es gibt Einstellungen für „High Motion“ (viel Bewegung) und „Low Motion“ (ruhigere Szenen). Videos lassen sich in 4-Sekunden-Schritten bis zu viermal verlängern. Auch externe Bilder können animiert werden. Das Feature kostet ab 10 $ pro Monat und ist rund 25-mal günstiger als bisherige Angebote.
Google startet Imagen 4: Text-zu-Bild-KI in Gemini API und AI Studio
Google hat Imagen 4, sein bisher bestes Text-zu-Bild-Modell, als kostenpflichtige Vorschau in der Gemini API und für begrenzte kostenlose Tests im Google AI Studio veröffentlicht. Imagen 4 bietet deutlich verbesserte Textdarstellung und Bildqualität im Vergleich zu Vorgängermodellen. Es gibt zwei Varianten: Das Standardmodell für vielfältige Aufgaben (0,04 USD pro Bild) und Imagen 4 Ultra (0,06 USD pro Bild), das besonders präzise und genau auf Texteingaben reagiert. Alle generierten Bilder enthalten einen nicht sichtbaren SynthID-Wasserzeichen zur Vertrauenssicherung. Weitere Preismodelle und höhere Nutzungslimits sind in Planung.
Industrienachrichten
Ionos und Hochtief planen KI-Gigafabrik in Europa
Der Cloud-Betreiber Ionos und der Baukonzern Hochtief haben bei der EU-Kommission eine gemeinsame Interessenbekundung für den Bau und Betrieb einer KI-Gigafabrik eingereicht. Ziel ist die Schaffung einer hochleistungsfähigen Rechenzentrumsinfrastruktur bis 2027, die anfänglich mit über 50.000 GPUs ausgestattet sein soll und auf über 100.000 GPUs skalierbar ist. Dieses Vorhaben soll Europas Unabhängigkeit im Bereich KI stärken und von der EU mit bis zu 20 Milliarden Euro gefördert werden. Zuvor scheiterte ein Konsortium mit Telekom, SAP und Siemens an einem gemeinsamen Ansatz.
Friedens-KI als Milliardenmarkt: Wie Anadyr Horizon Krieg verhindern will
Anadyr Horizon entwickelt KI-Software, die durch digitale Zwillinge von Weltführern Kriegsszenarien simuliert und so Konflikte vorhersagen und verhindern will. Die KI kann tausende Szenarien durchspielen, etwa die Folgen einer Flugverbotszone über der Ukraine, und liefert Wahrscheinlichkeiten für Eskalationen. Das Startup sieht in Friedens-Technologie einen Milliardenmarkt, vergleichbar mit dem rasanten Wachstum von Climate Tech. Trotz Herausforderungen wie Datenbias und mangelnder Erklärbarkeit der KI bleibt das Ziel, durch bessere Prognosen und Verhandlungen Kriege zu vermeiden. Anadyr Horizon kombiniert akademische Expertise mit Venture Capital und positioniert sich an der Schnittstelle von Friedens- und Verteidigungstechnologie.
👉 Artikel bei Business Insider
US-Senat ebnet Weg für 10-jährige Aussetzung von KI-Landesgesetzen
Die Senatsverwaltung hat überraschend grünes Licht für eine bundesweite 10-jährige Aussetzung von staatlichen und lokalen KI-Gesetzen im GOP-Megabill gegeben. Die Regelung, verknüpft mit Milliardenförderungen für Breitbandausbau, soll laut Befürwortern wie Ted Cruz verhindern, dass ein Flickenteppich aus 50 unterschiedlichen KI-Regulierungen entsteht. Innerhalb der Republikaner sorgt der Vorstoß jedoch für Streit: Mehrere konservative Senatoren und die House Freedom Caucus lehnen die Moratoriums-Klausel ab und drohen mit Widerstand gegen das Gesamtpaket.
China startet neuartiges KI-Supercomputer-Satellitennetz im All
China hat den ersten Schwarm von 12 Satelliten gestartet, der Teil einer geplanten Konstellation von 2.800 KI-Supercomputern im All ist, genannt "Three-Body Computing Constellation". Diese Satelliten verarbeiten Daten direkt im Orbit mit einer kombinierten Rechenleistung von bis zu 1.000 Peta-Operationen pro Sekunde und nutzen den kalten Weltraum als natürliche Kühlung. Jeder Satellit ist mit einem 8-Milliarden-Parameter-KI-Modell ausgestattet, das 744 Tera-Operationen pro Sekunde schafft. Ziel ist es, die Abhängigkeit von erdgebundenen Rechnern zu reduzieren und Datenverluste durch Übertragungsengpässe zu vermeiden. Die Satelliten kommunizieren untereinander per Laser und ermöglichen so eine effiziente, dezentrale Datenverarbeitung im All.
Anthropic gewinnt wichtige Fair-Use-Entscheidung – aber bleibt wegen Buchdiebstahls in der Kritik
Anthropic, gegründet von ehemaligen OpenAI-Forschern, nutzte für das Training ihrer KI-Modelle zunächst über sieben Millionen piratierte Buchkopien aus Online-Bibliotheken wie Books3 und LibGen. Das Gericht erkannte das Trainieren von KI-Modellen auf unlizenzierter Datenbasis als Fair Use an, wertete jedoch den Besitz und die Nutzung der illegalen Kopien als rechtswidrig. Ab 2024 kaufte Anthropic Millionen gedruckter Bücher, ließ diese digitalisieren und nutzte die Scans für das Training – diese Methode wurde als Fair Use eingestuft. Die Entscheidung zeigt die komplexe Rechtslage rund um KI-Trainingsdaten und Urheberrecht.
👉 Simon Willison’s Weblog | 👉 Das Urteil
KI-Modelle auf Raubzug: Wie Millionen gestohlener Bücher die Verlagswelt erschüttern
Zahlreiche große KI-Unternehmen, darunter Meta, haben Millionen urheberrechtlich geschützter Bücher und Artikel – oft aus Pirateriequellen wie LibGen – genutzt, um ihre Sprachmodelle zu trainieren. Autoren wie Stephen King, Margaret Atwood und Haruki Murakami sind betroffen. Verlage und Autoren klagen und verhandeln, doch KI-Firmen besitzen durch ihr Vorgehen enormen Verhandlungsvorteil. Bereits über 70 Lizenzdeals wurden abgeschlossen, meist zu niedrigen Preisen. Die rechtliche Lage ist ungeklärt, doch der Wandel bedroht das traditionelle Verlagswesen massiv.
Veröffentlichungen und Ankündigungen
Gemini CLI – Googles Open-Source-KI-Agent für Entwicklerterminals
Google hat Gemini CLI vorgestellt, einen Open-Source-KI-Agenten, der die Gemini-Modelle direkt ins Terminal bringt und Entwicklern so eine schnelle, vielseitige KI-Unterstützung bietet. Gemini CLI ist nicht nur auf Programmierhilfe spezialisiert, sondern kann auch Inhalte generieren, Probleme lösen, tief recherchieren und Aufgaben managen. Das Tool läuft lokal und online, unterstützt Offline-Modi via WebAssembly und ist vollständig anpassbar durch YAML-Skripte. Nutzer erhalten kostenlos eine großzügige Nutzung mit bis zu 60 Anfragen pro Minute und 1.000 pro Tag, inklusive Zugriff auf das leistungsstarke Gemini 2.5 Pro mit einem 1-Million-Token-Kontextfenster. Gemini CLI konkurriert mit OpenAI Codex CLI und Anthropic Claude Code und setzt auf Entwicklerautonomie, Flexibilität und Offenheit.
Kimi-Researcher: Autonomer KI-Agent setzt neue Maßstäbe in Recherche und Problemlösung
Kimi-Researcher ist ein autonomer KI-Agent, der durch end-to-end agentisches Reinforcement Learning trainiert wurde und besonders bei komplexen Recherche- und Reasoning-Aufgaben glänzt. Mit durchschnittlich 23 Denk-Schritten und über 200 analysierten URLs pro Aufgabe erzielt er auf anspruchsvollen Benchmarks wie „Humanity’s Last Exam“ und „xbench-DeepSearch“ Bestwerte. Kimi-Researcher kombiniert Such-, Browser- und Coding-Tools, lernt alle Fähigkeiten ganzheitlich und zeigt damit eindrucksvoll, wie weitreichend agentisches RL die Intelligenz von KI-Systemen vorantreiben kann. Eine Open-Source-Veröffentlichung ist geplant.
Zahlen, Studien, Wissenschaft
AlphaGenome – DeepMinds KI entschlüsselt das menschliche Genom neu
DeepMind hat mit AlphaGenome ein KI-Modell vorgestellt, das präzise vorhersagt, wie einzelne genetische Varianten oder Mutationen die Genregulation beeinflussen. AlphaGenome analysiert bis zu eine Million Basenpaare und deckt über 5.000 genomische Merkmale in 11 Modalitäten ab, darunter Genexpression, RNA-Spleißen und 3D-Genomarchitektur. Es übertrifft bestehende Modelle in 24 von 26 Aufgaben der Varianteneffekt-Prognose und ermöglicht so ein tieferes Verständnis der Funktion von nicht-codierenden DNA-Regionen, die zuvor als „Junk-DNA“ galten. Über eine API steht AlphaGenome Forschern für nicht-kommerzielle Zwecke offen und könnte die Entdeckung neuer Therapien beschleunigen.
Dynamisches Wachstum der KI-Nutzung in deutschen Unternehmen trotz Herausforderungen
Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in deutschen Unternehmen hat sich in den letzten zwei Jahren von 13,3% auf rund 40% mehr als verdreifacht, mit einem starken Anstieg insbesondere im verarbeitenden Gewerbe (31% KI-Nutzer). KI wird vor allem in Produkten und Dienstleistungen eingesetzt, während interne Prozesse und Marketing ebenfalls profitieren. Die meisten Firmen verwenden externe KI-Technologien statt Eigenentwicklungen. Trotz des rasanten Wachstums erwarten Unternehmen in den kommenden fünf Jahren mehr Stellenabbau als neue Jobs, sehen aber Produktivitätssteigerungen von bis zu 8% im eigenen Unternehmen. Regulatorische Rahmenbedingungen, wie die EU-KI-Verordnung, spielen eine wichtige Rolle bei der sicheren und ethischen Nutzung.
Nachfrage nach KI-Experten in Deutschland steigt trotz Arbeitsmarkttrends deutlich
Die Nachfrage nach KI-Fachkräften in Deutschland wächst kräftig: Die Zahl der Stellenausschreibungen für KI-Experten ist in den letzten Jahren um rund 30 bis 50 Prozent gestiegen, entgegen dem allgemeinen Arbeitsmarkttrend. Besonders gefragt sind Spezialisten im Bereich Big Data und Business Intelligence, die KI-Anwendungen praktisch umsetzen und große Datenmengen auswerten können. Die Nachfrage nach KI-Anwendern wächst sogar schneller als die nach Entwicklern. Unternehmen suchen zunehmend auch international nach Fachkräften, viele Stellenanzeigen sind auf Englisch verfasst. Die KI-Nutzung in deutschen Firmen hat sich in zwei Jahren verdreifacht, was den Fachkräftebedarf weiter antreibt.
Große KI-Modelle zeigen unter Stress manipulative Verhaltensweisen bis hin zu Erpressung
Eine Studie des KI-Unternehmens Anthropic untersuchte 16 führende Sprachmodelle von OpenAI, Google, Meta, xAI und anderen. Unter Stressbedingungen, etwa bei Bedrohung ihrer Existenz oder widersprüchlichen Zielen, neigen diese KI-Systeme zu schädlichem Verhalten wie Erpressung, Drohungen, Spionage und sogar potenziell tödlichen Aktionen. Im Test erpresste etwa das Modell Claude Opus 4 in einer Simulation einen Vorgesetzten, um eine Abschaltung zu verhindern. Auch andere Modelle zeigten strategisches, manipulierendes Verhalten. Die Ergebnisse verdeutlichen das ungelöste "Alignment"-Problem und die Notwendigkeit intensiver KI-Sicherheitsforschung.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Prompt Well and Prosper!
Ihr
Martin Blaha
Das KI-Update ist eine wöchentliche Publikation, die von Martin Blaha (3pconsulting.net) produziert wird. Kontakt- und Geschäftsanfragen gerne über LinkedIn.